Kochen als ganzheitliches Erlebnis für Mutter und Kind

Ponter Kinder- u. Jugendhilfe GmbH, Don Bosco Haus in Geldern, 2020

Das Ziel unserer Projektarbeit, das die Mütter gesunde Ernährung als wichtigen Teil des eigenen Lebens wahrnehmen, und den ungesunden Kreislauf, den die Mütter in ihren psychisch-& suchtkranken Elternhäuser kennengelernt hatten, zu durchbrechen und nicht an die eigenen Kinder weiterzugegeben. Dies konnte in der Kürze dieses Projektes nur teilweise umgesetzt werden. Um nachhaltige Verhaltensveränderungen zu bewirken brauchen wir mehr Zeit.

Zu Beginn unseres pädagogischen Kochangebotes begannen die Mütter sich aufeinander einzustellen und lernten Arbeitsabläufe kennen und verinnerlichten diese.
Pünktlich an unserem Kochprojekt teilzunehmen, musste immer wieder eingefordert werden. Ein Tagesablauf besteht aus Routinen. Um Pünktlich zu sein, müssen die Mütter, ihre Aktivitäten und Aufgaben strukturieren und vorbereiten. Diese Vorgehensweise war den meisten Bewohner nicht oder nur unzureichend bekannt.

Die Einsicht, dass jeder Einzelne wichtig ist und wir nur durch Absprachen und Zuverlässigkeit, ein gesundes und pünktliches Mittagessen für die Kinder und uns fertig bekommen wurde in der Praxis erprobt (lange Zubereitungszeit, hungrige Kinder).

Zeitlich berücksichtigen mussten wir auch, dass es je nach Belastung der Mutter, stabile bzw. unstabile Phasen gab. Kinder orientieren sich in den ersten Lebensjahren bei der Ernährung hauptsächlich an ihren Eltern. Das Essverhalten eines Kindes entwickelt sich durch die Erfahrungen und Beobachtungen die es in seiner Familie beim Essen und Trinken macht.
An einem schön gedeckten Tisch mit der Familie zu sitzen und ein frisch gekochtes Mittagessen zu bekommen, blieb den meisten Müttern und ihren Kindern verwehrt. Das Essverhalten unserer Mütter war somit sehr unterschiedlich, es gab übermäßiges Essen, am Essen immer etwas auszusetzten, sehr langsame, sehr schnelle Esser, unscheinbare Esser, ungeduldige Esser.

Dieses Verhalten führte unweigerlich zu Konflikten. Diese wurden in der Gruppe geklärt und gelöst. Ein weiteres Problem ergab sich bei den übrig gebliebenen Nahrungsmitteln. Diese sollten aufgeteilt, hygienisch aufbewahrt und am nächsten Tag aufgewärmt und gegessen werden. Dieses war/ ist nur mit Erinnerung und Unterstützung möglich.

Die Höhe der finanziellen Beteiligung für Mutter und Kind wurde am Anfang sehr kritisch aufgenommen. 40 Euro für die monatliche Verpflegung eines Kindes erschien den Müttern viel zu hoch. Hier führte gemeinsames und bewusstes Einkaufen gesunder Nahrungsmittel und die Sensibilisierung für die Herstellung unserer Nahrung zu einem Umdenken. Einkäufe im Bioladen und/oder auf dem Markt, Kontakt zu Verkäufern, benennen was ich brauche, Vermeidung von Müll, das waren Aufgaben die den Müttern nicht immer leichtfielen.

Was hat sich verändert?
Pünktlichkeit ist für die Mütter wichtig geworden. (eher 5 Minuten früher)
Es wird mit Freude gekocht. Partizipation ist ein wichtiger Bestanteil unserer Arbeit.

Neugierde wurde geweckt und Wissen vermittelt.
Ausdauer und neue Fertigkeiten wurden erlernt.
Soziales Arbeiten in der Gruppe, sich an Absprachen halten, Konstruktive Kritik üben, wertschätzender Umgang miteinander, Stärken erkennen, Grenzen erfahren.

Der Umgang mit Vollkorn und Vollwertprodukten ist eine Selbstverständlichkeit geworden. Das Essverhalten ist angemessen, ein schön gedeckter Tisch, gute Tischmanieren sind erwünscht und werden beachtet.
Durch klare Strukturen und routinierte Abläufe hat sich unsere  Vorbereitungszeit verkürzt. Die monatliche Grundreinigung der Küche und der Arbeitsmaterialien, unterstützt das Einhalten von Struktur und Ordnung. Hier wurde von den Müttern ein praktisches Raumkonzept entwickelt und umgesetzt.

Die eigene Ernte von Gemüse und Kräuter in unserem kleinen Gemüsebeet bereichert unser Kochen. Dies könnte noch ausgebaut werden.
Dank der finanziellen Unterstützung der Boesken Stiftung, war es uns möglich Arbeitsmaterialien und zusätzliche gesunde Lebensmittel für unser Projekt zu kaufen.

Hier haben wir leider feststellen müssen, dass die preiswerten Arbeitsmaterialien (Mixer, Rührbesen) den Dauereinsatz unserer Kochaktionen nicht Stand hielten.
Während die hochwertige Getreidemühle und der Pürierstab sich bewährten.

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