In Kooperation führten die Frauenberatungsstelle Gladbeck e. V. und das Frauenhaus Pirmasens e. V. vom 24. bis 28. März 2024 eine eselbegleitete Traumastabilisierungsmaßnahme für Frauen* in der Süd-Pfalz durch.
Die Finanzierung aus Spenden und Förderung durch die Boesken Stiftung NRW ermöglichte die Öffnung des Angebots für sechs Frauen*, aufgrund von Erkrankung konnten letztlich nur fünf teilnehmen.
Die Maßnahme hatte das Ziel traumatisierten Frauen* einen Raum zu öffnen, ihre (belastenden) Strukturen zu verlassen und Stress zu reduzieren. Durch Übungen der Achtsamkeit, Stärkung der eigenen Grenzwahrnehmung sowie dem Einstehen für eben diese und das Wahrnehmen von Selbstwirksamkeit, sollte abermals ein ganzheitliches Präventionsangebot ins Leben gerufen werden. Neben dem eigenen Grenzen kennen- und kommunizieren lernen, fördern Selbstreflexion und regenerative Übungen die Resilienz, um zukünftigen Herausforderungen gestärkt entgegentreten zu können und das Risiko auf Folgestörungen zu verringern.
Begleitet wurden die fünf Teilnehmerinnen* durch ein zweiköpfiges Team. Eine Mitarbeiterin des Frauenhauses Pirmasens e. V. begleitete die Maßnahme als Diplom Sozialpädagogin. Und eine Mitarbeiterin der Frauenberatungsstelle Gladbeck e. V. Traumafachberaterin und Sozialpädagogin sowie Fachkraft für tiergestützte Intervention in Ausbildung.
Die 5-tägige Tour nach Eppenbrunn samt vier Übernachtungen im Hotel, umfasste drei Wandertage mit den vier Eseln: Aladdin, Samira, Ginni und Malika. Die An- und Abreise erfolgte für einige aus NRW und die Mitarbeiterin der Frauenberatungsstelle Gladbeck e. V. begleitete diese via Zug bis Pirmasens. Dort trafen sie auf die Teilnehmenden und Fachkräfte aus Pirmasens. Mit dem Taxi ging es final in das kleine Dorf Eppenbrunn. Hier, mitten im Pfälzer Wald waren Eselvermietung Pfalzesel und Hotel Waldesruh verortet.
Der Anreisetag endete mit einem Kennenlernen der anderen Teilnehmenden (Wie bin ich gerade hier? Welches Eselbild passt zu mir?) und Wünschesammlen (Was wünsche ich mir von der Woche?). Den Abend ließen wir ausklingen an einem kleinen Indoor-Lagerfeuer im Gruppenraum mit einem Achtsamkeitsimpuls.
Der zweite Tag startete mit einer Waldmeditation zum Ankommen im Jetzt. Nach dem Frühstück brachen wir zu unseren Eseln auf. Nach einer ersten Fellpflege ging es zu einer Wanderung in den Wald. Die Verschnaufspausen der Esel nutzten wir um diverse Achtsamkeitsübungen mit den Frauen* durchzuführen (Bohnengeschichte, Selbstliebe-Flow, Was entspannt mich?). Nach der Wanderung trafen wir uns im Gruppenraum. Gemeinsam erarbeiteten wir das Thema Trauma und es gab Raum die individuellen Schatzkistchen für die Woche zu gestalten (Alles, was gut ist, darf mit!). Die Teilnehmenden vervollständigten ihre Gedanken zu der Impulsfrage von der Wanderung „Was entspannt mich?“ und tauschten sich in der Gruppe dazu aus.
Tag drei startete mit einem Phantasiereise. Nach dem Frühstück brachen wir abermals zu den Eseln auf. Die Pausen wurden genutzt, um Grenzen für sich zu erspüren. Mit Schnüre machten wir alle unsere individuellen Grenzen sichtbar und konnten unser Nähe- und Distanz-Gefühl erproben. Am Nachmittag ging es zu einer traumasensiblen Meditation in den Park.
Am vierten Tag gab es eine Morgen-Meditation am Indoor-Lagerfeuer. Ein letztes Mal ging es zu den Eseln. Das Gelände war mit schmalen Pfaden und Treppen sowie Brücken schwieriger, sodass die Eselführenden sich als besonders selbstwirksam wahrnehmen konnten. In den Pausen gab es eine Achtsamkeitsübung sowie Impulsfragen, die im Wald verteilt waren. Am Nachmittag kamen wir zum kreativen Arbeiten im GruppenRaum zusammen. Es wurden Briefe an das zukünftige Ich verfast, die im Nachgang zugesandt werden. Darüber hinaus wurden Collagen zum Thema Selbstwert und Selbstvertrauen sowie Grenzen geschaffen. Am Abend schlossen wir mit einer traumasensiblen Phantasiereise zum Schutzmantel.
Der Abreisetag begann mit einem letzten gemeinsamen Spaziergang einer Grotte im Dorf, um sich mit einem Überblick vom Dorf zu verabschieden. Eine Abschlussrunde erfolgte mit dem Vorstellen der Inhalte der Schatzkisten. Darüber hinaus gestaltete sich jede Frau* eine Baumscheibe (Was möchte ich für mich aus dem Pfälzer Wald mitnehmen?) und die Gruppe stellte durch Erkenntnisse über und Wünsche für die Frau* eine zweite Baumscheibe, die sie von der Gruppe mitbekam. Anschließend traten alle den Heimweg an.
Die Frauen* konnten sich in diesem Jahr besonders gut aufeinander einlassen. Die Gruppe hat sich sehr gut mitgetragen. Auch die einzelnen Übungen und Angebote fanden großen Anklang. Auch in diesem Jahr sank das Stresslevel der Einzelnen während der Tage sichtlich ab. Von Tag zu Tag wurde mehr gelacht, mehr Gefühl zugelassen, mehr in die persönliche Energie gegangen. Den Rückmeldungen der Frauen* zufolge genossen sie die Auszeit sehr, die Stille im Dorf sowie das Zusammensein mit den Eseln gut einlassen. Sie konnten sich ihrer Dankbarkeit für ihr Erreichtes und Erkämpftes bewusstwerden und durchatmen von der unsicheren Lage Zuhause. So teilte eine der Teilnehmenden, dass sie nach jahrelanger Klagestimmung, mal 72 Stunden erlebte, in denen sie nur lächeln konnte und keine Kraft aufbringen musste im Jetzt zu sein. Der Abschied von den Eseln fiel einigen sehr schwer, es flossen viele Tränen.
Die Resonanz trotz der veränderten Zielgruppe zeigt, es war und ist Bedarf da für Projekte wie eben diese. Es braucht weiterhin Angebote, die ganzheitlich und in einem eigens kreierten Schutzraum einen Rahmen für Austausch, Regeneration und Ressourcenstärkung eröffnen. Auf diese Weise kann nachhaltige Gewalt- und Gesundheitsprävention erfolgen. Das Projekt hat erneut gegriffen und gewirkt. Wir freuen uns sehr über weitere Unterstützung, um in den nächsten Jahren noch mehr Frauen* (und vielleicht auch wieder Kinder) mit diesem besonderen Projekt erreichen zu können.