Theaterprojekt: Auf die Bühne – Zusammenkommen!

theaterspiel, Witten, 2018

Der auf die Vorbereitung folgende viertägige Workshop fand am Ende der Weihnachtsferien vom 3. bis 6. Januar 2019 in den Räumlichkeiten der Martin-Luther-Kirchengemeinde in Witten statt. 25 Teilnehmende zwischen sechs und 19 Jahren aus vier Ländern (Syrien, Irak, Türkei und Deutschland) nutzten den entstandenen Plot und erarbeiteten daraus gemeinsam mit professionellen Künstler*innen eine Inszenierung. Am Nachmittag des letzten Tages fand in feierlichem Rahmen die öffentliche Aufführung der Arbeitsergebnisse statt.

Neben der zielorientierten Arbeit stand der interkulturelle Aspekt und die integrative Dimension des Projekts im Fokus. Deshalb war die intensive künstlerische Arbeit in Kleingruppen genauso wichtig wie das regelmäßige Zusammen Kommen in der Großgruppe. Jeder Tag wurde gemeinsam begonnen und beendet. Diese Einheiten wurden auch zum Einstudieren einer Gruppenchoreografie genutzt, mit der das zu erarbeitende Stück später enden sollte.

Am Anfang eines jeden Tages gab es ein gemeinsames Warm-Up. Dies diente dem Kennenlernen, der Gruppenbildung, half beim Überwinden von Hemmungen und vermittelte Methoden des künstlerischen Arbeitens. Jeder der vier Workshopleiter*innen übernahm entsprechend der angebotenen künstlerischen Sparte einen Teil der Aufwärmphase und arbeitete mit passenden Übungen.

Der erste Tag diente vor allem der Orientierung und war dem Gewinnen praktischer Einblicke in die unterschiedlichen künstlerischen Disziplinen und jeweiligen Arbeitsweisen der Workshopleiter*innen gewidmet. Hierfür wurden bunte Gruppen gelost. Reihum besuchten die Teams die unterschiedlichen Workshops, es gab auch einen einführenden Medienworkshop Foto/Film. Zudem wurde der im Vorfeld zusammen mit den Teilnehmenden erarbeitete Grundplot allen Teilnehmenden vorgestellt. Dieser wurde im weiteren Verlauf der Workshoptage als roter Faden einer Geschichte genutzt, der Spielraum für die Gruppen und Beteiligten ließ, um die einzelnen Szenen mit individuellen und gemeinsamen Inhalten und Ideen zu bestücken. Als letzter Punkt auf der Tagesordnung stand die Gruppeneinteilung. Die Teilnehmenden konnten frei wählen in welchem künstlerischen Bereich sie schwerpunktmäßig arbeiten möchten, Schauspiel, Rhythmus oder Bewegung, des Weiteren konnten sich Interessierte für den Fotound für den Filmworkshop melden.

Über die vier Tage hinweg wurden in den Kleingruppen Szenen erarbeitet und Dialoge geschmiedet, getanzt, eine Abschlusschoreografie entwickelt (in der Großgruppe), klanglich gearbeitet, ein digitales Bühnenbild erstellt durch das Umwandeln von Fotos zu Gif-Dateien und dokumentarisch im Bereich Film gearbeitet. Der im Rahmen der Vorbereitungsphase entstandene Plot wurde zu einem lebendigen Stück mit folgender Handlung weiterentwickelt: Eine Clique, die sich als etwas Besseres fühlt, nimmt sich das Recht herausnimmt andere schlecht zu behandeln und zwar die smartphonebegeisterten Nerds. Doch nicht alle finden das Ärgern und Herabsetzen der Nerds gut, Lissy und Lina wollen, dass das aufhört und das kommt bei den Anführerinnen gar nicht gut an. Sogleich werfen sie die vermeintlichen Gegenspielerinnen aus der Clique, mehr noch beschimpfen sie und verraten persönliche Geheimnisse.
Lissy und Lina flüchten und verlaufen sich im Zauberwald. Sie begegnen Wölfen, Schlangen, Panthern und Wunderbäumen. Die Waldbewohner sind unheimlich, doch dann entpuppen sie sich als die Beschützer der beiden. Die Freunde suchen nach Lissy und Lina und müssen sich vor dem Wald und seinen Bewohnern beweisen, aber vor allem müssen sie Fairness, Toleranz und Mitgefühl zeigen, denn das sind die Regeln im Zauberwald.

Gearbeitet wurde jeden Tag fünf Stunden lang. Das gemeinsame Mittagessen erleichterte tieferes Kennenlernen und gemeinsame, ungezwungene Reflexion des Erlebten. Das Miteinander war geprägt durch Herzlichkeit, Offenheit und respektvollen Umgang miteinander. Am Ende eines jeden Tages fand eine gemeinsame Feedbackrunde statt. Die Teilnehmenden nutzten dieses Format der Auswertung und meldeten Gutes und Zu-Verbesserndes zurück.

Mitbestimmung war das große Zauberwort bei diesem Workshop. Neben der Unterstützung bei Organisation und Stückentwicklung durch die Teilnehmenden, gestalteten sie in den Mediengruppen ein digitales Bühnenbild, bestimmten die Kostüme, halfen beim Aufbau der Bühnenvorhänge, der Technik (Ton, Licht und Beamer), beim Bestuhlen, machten Werbung für die Aufführung und bereiteten das abschließende Fest vor und zwischendurch fanden für die Filmdokumentation ganz nebenbei kurze Interviews statt.

Die neue räumliche Situation tat ihr Übrigens zur Vorfreude und Anspannung der Teilnehmenden. Nach wenigen Durchlaufproben und einer Generalprobe gelang eine gute Aufführung, auf die alle stolz waren und die bei den ca. 70 Zuschauer*innen, vor allem bestehend aus Familien und Freund*innen der Teilnehmenden, auf Begeisterung stieß. Der festliche Ausklang bot Raum für Austausch und informelle Auswertung des Projekts. In den Gesprächen stellte sich heraus, dass die meisten der Teilnehmenden bei einem vergleichbaren Projekt sofort wieder dabei wären. Es wurden Visitenkarten mit der Internetpräsenz verteilt, um den Teilnehmenden die Fotos und den Filmbeitrag zur Verfügung zu stellen.
Die vier Workshop-Tage wurden sowohl fotografisch als auch filmisch, teilweise durch die Teilnehmenden selbst, dokumentiert. Vor Projektbeginn wurden hierfür entsprechende Einverständniserklärungen der Eltern und Betreuer*innen eingeholt. Auf dem Workshop-Blog (www.szene-gesetzt.de) ist ein Bericht mit Fotos zum Projekt und die siebenminütige Videodokumentation veröffentlicht.