Fachtagung (VER-)BINDUNGEN: Drogenbelastung, Trauma und die Situation von Müttern, Vätern und ihren Kindern

Drogenberatungsstelle für Mädchen und Frauen, BELLA DONNA, Essen, 2017

Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Drogenberatungsstelle für Mädchen und Frauen, BELLA DONNA, im Juli 2017 richtet Martina Tödte einen Blick zurück auf die Entwicklung der Arbeit mit drogenkonsumierenden Frauen, die schwanger oder Mütter sind sowie auf deren Kinder: Vor 25 Jahren lagen kaum Erkenntnisse aus Forschung und Praxis vor – weder zur spezifischen Situation drogenkonsumierender Frauen in der Schwangerschaft, noch zur komplexen Situation, die eine drogenbelastete Mutterschaft für sie selbst, aber insbesondere auch für ihre Kinder mit sich bringt. Frauen standen zu diesem Zeitpunkt ohnehin kaum im Fokus der Drogenhilfe, ein Verständnis von der Bedeutung geschlechtsbezogener Arbeit lag kaum vor.

Inzwischen arbeitet die Drogenberatungsstelle für Mädchen und Frauen, BELLA DONNA, mit spezifischen Konzepten und Angeboten für drogenbelastete Frauen, die Mütter sind, und mit ihren Kindern – je nach Alter der Kinder mit spezifischen Angeboten, je nach Angebot im geschlechtshomogenen Rahmen – und z.T. auch mit Familien.

Martina Tödte beschreibt die günstige Situation der unmittelbaren Verbindung von Praxis – durch die Arbeitder Drogenberatungsstelle für Mädchen und Frauen – und der theoretischen Auseinandersetzung – durch die Arbeit der Landeskoordinierungsstelle Frauen und Sucht NRW, die bei BELLA DONNA gegeben ist. Diese Verbindung macht es in einem engen wechselseitigen Verhältnis unmittelbar möglich, Verknüpfungen, Analysen,
Ableitungen und Übergänge zwischen Praxis, Forschung und Theorie herzustellen und die Kompetenzentwicklung auf „beiden Seiten" zu fördern.

So ist im Verlauf der vergangenen 25 Jahre in Essen die in Deutschland erste Kooperationsvereinbarung zwischen Drogen- und Jugendhilfe und Kliniken entwickelt worden; spezifische Angebote für substanzkonsumierende Mütter und ihre Kinder sind selbstverständlich implementiert, werden ständig weiterentwickelt und haben eine Strukturveränderung erfahren: Die „Komm-Struktur" wurde durch eine „Hol-Struktur" ersetzt, um Frauen und Kindern die Teilnahme an Angeboten zu erleichtern. Darüber hinaus wurde erstmalig in Deutschland die Situation drogenkonsumierender Väter in einem kleinen Forschungsprojekt betrachtet sowie aktuell in einem weiteren Projekt die Situation von medikamentenabhängigen Müttern.

Martina Tödte spricht auch die insgesamt schwierige Realität an, dass, trotz der vielfältigen, bekannten und umfassenden Folgen, die eine Drogenbelastung von Müttern und Vätern für das Aufwachsen und die Ent-
wicklung von Kindern mit sich bringen kann, die finanzielle Förderung dieser Arbeit in Form einer Angebotsstruktur – und nicht in Form von zeitlich befristeten Projekten – längst nicht selbstverständlich ist.